Als Berlin nach der Wende zu Hauptstadt und Regierungssitz Deutschlands wurde und in der Folge die Botschaften der Nordischen Länder ihren Umzug nach Berlin planten, gab das norwegische Außenministerium der staatlichen Baubehörde Statsbygg den Auftrag, eine neue Residenz für den norwegischen Botschafter in Berlin zu errichten. Nach einer Qualifikationsrunde und einem eingeschränkten Projektwettbewerb fiel die Wahl auf das Architektenbüro Stein Halvorsen aus Oslo. 1999 war das Repräsentationsgebäude in Berlin-Grunewald bezugsbereit. Stein Halvorsen hatte ein modernes Gebäude mit Bezügen zur traditionellen skandinavischen Architektur erschaffen, das norwegischer Kunst und nordischem Design Raum gibt.
Luft und Licht
Stein Halvorsen ist unter anderem für den Bau des norwegischen Sametings im nord-norwegischen Karasjok (Zusammenarbeit mit Christian Sundby), sowie für seine Massivholzgebäude bekannt. Außerdem gilt er als einer der Pioniere ökologisch bewussten Bauens. Die Außenwände der Berliner Residenz sind teils mit schlämmgeputzten Ziegeln verblendet, teils mit sibirischer Lärche verkleidet. Insgesamt spiegelt die Materialwahl den Bezug zur skandinavischen Architekturtradition wieder: Helles Holz und frische Farben prägen das Repräsentationsgebäude. Die Empfangsräume sind hell und lichtdurchflutet. Durch die raumhohen Glastüren gelangt man über die aus norwegischem Granit befestigte Terrasse in den Garten, der von dem Berliner Landschaftsarchitekturbüro ST raum a. geplant wurde.
Das Interieur
Das Konzept für die Innenausstattung wurde von der Innenarchitektin Beate Ellingsen eigens für die Residenz erstellt. 2013 bekam die norwegische Firma Dis. interiørarkitekter den Auftrag ein neues Konzept zu entwickeln. Pünktlich zum 15-jährigen Jubiläum der Residenz im Jahr 2014 wurde es fertiggestellt. Einige der Elemente des ersten Konzepts, wie zum Beispiel der Gebrauch von geöltem Eichenholz, wurden beibehalten, vieles wurde jedoch modernisiert. Neues norwegisches Design hat seinen Platz in den verschiedenen Repräsentationsräumen bekommen, so zum Beispiel Sofas von LK Hjelle in den beiden Wohnzimmern, sowie Stühle von Andreas Engesvik und Scenario im Speiseraum.
Über 100 Jahre Kunst- und Kunsthandwerksgeschichte
Die Residenz ist mit norwegischer Kunst und norwegischem Kunsthandwerk ausgeschmückt. Die Werke in der Berliner Residenz sind Teil der rund 4700 Werke umfassenden Kunstsammlung des norwegischen Außenministeriums, die zur Präsentation norwegischer Kultur und zugleich zum kulturellen Austausch beiträgt. Sowohl historische als auch zeitgenössische Kunstwerke, sowie traditionelles Kunsthandwerk sind in der umfangreichen Sammlung vertreten, die auf diese Weise sowohl Tradition als auch Experimentierfreudigkeit reflektiert.
Die Kunst in der Berliner Residenz spiegelt über 100 Jahre norwegische Kunstgeschichte wieder: Zeichnungen und Malereien von sowohl Edvard Munch (1863-1944), Tore Hansen, Olav Christopher Jenssen, Svein Johansen als auch Per Kleiva sind unter den Werken, die die Wände der Residenz schmücken. Auch das Kunsthandwerk in der Residenz erzählt von der langen norwegischen Kunsthandwerkstradition. So zum Beispiel die Textilkunst Gerhard Munthes (1849-1929), oder die modernen Kreationen der Keramikerin Anna Stina Næss.